Montag, 8. Oktober 2012
kap11
Der Rest des Schultages verging, die Stunden flogen an Lea vorbei ohne irgendeinen bleibenden Eindruck zu hinterlassen, als läge ein Nebel um sie herum, der sie von allen Einflüssen abschirmte. Sie hätte nicht mehr sagen könne, was sie in Englisch durchgenommen hatten, und aus der Chemiestunde tauchte in ihrem dunstigen Kopf nur kurz Helenas angemalte Haare auf: Jess und Mary hatten sich einen Spaß daraus gemacht, eine Strähne ihrer schönen blonden Locken mit einem roten und einem blauen Filzstift zu färben, was die arme Helena sehr geschockt hatte.
Als sie die Tür aufschloss konnte sie sich nicht mehr erinnern, nach hause gefahren zu sein. Das Mittagessen kochte sie, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was sich bedauerlicherweise auch auf den Geschmack auswirkte: Undefinierbarer Matsch, der schwer im Magen lag.
Sie erledigte ihre Hausaufgaben und loggte sich kurz auf Facebook ein, allerdings ebenfalles ohne größere Konzentration, dann kam ihre Mutter heim und schimpfte mit ihr, weil sie die Küche nicht gemacht hatte, außerdem hätte sie Kopfweh und würde sich jetzt hinlegen. Lea nickte nur, zehn Minuten später lag sie in ihrem Bett und las ein Buch, bis ihr auffiel, dass sie den selben Satz schon zehnmal gelesen hatte und zudem in die falsche richtung blätterte. Es hatte keinen Sinn, sich selbst über den Grund ihrer Trance zu belügen:
Der wunderschöne Mathelehrer ging ihr nicht mehr aus dem Kopf.
Ständig hatte sie sein Gesicht vor Augen und ertappte sich dabei, dass sie sich Jessicas dämliche Fragen selbst stellte. Wütend schüttelte sie den Kopf. Verdammt, der Typ war ihr Lehrer, ihr MATHELEHRER!!! Wie konnte man in einen Mathelehrer verknallt sein?
Erst als sie am Abend im Bett lag fiel ihr auf, dass sie heute keinen einzigen Gedanken an James verschwendet hatte, auch in der Schule hatten sie kein Wort gewechselt. Es beunruhigte sie ein wenig, dass diese Tatsache sie überhaupt nicht störte. Sollte sie nicht irgendwie wenigstens ein bisschen eifersüchtig sein, oder sowas?



Kap10
"Oh mein Gott! Er sieht so gut aus! Und er is so nett und unterrichtet voll gut und er hat so schöne Augen, habt ihr seine Augen gesehen?", sagte Jessica ohne Punkt und Komma , während sie aufgeregt auf und ab hüpfte.
"Was meinst du, Lea? Wird er uns zu jung finden, albern oder so?", Jessicas Gesicht glühte vor aufregung und voller Eifer. Sie sah aus, als wäre sie am liebsten sofort zu ihrem neuen Mathelehrer gerannt, um ihn abzuknutschen.
Lea verdrehte die Augen. Nicht, dass sie das nicht allzu gerne getan hätte, aber DAS hatte sie nun echt nicht gehofft. Sie war seit der ersten Sekunde in ihn verliebt gewesen, doch dass er ihr Mathelehrer weden würde...
"Naja, du hast schon recht mit dem was du sagst, aber ausgerechnet ein Lehrer... nicht mal Referendar oder Praktikant oder so...",erwiederte Lea zögernd.
"Jaa, du hast schon recht, aber vielleicht wenn wir uns älter stylen oder so...? Ich muss heute Abend unbedingt zum DM, mir neues Make up besorgen. Und wir sollten shoppen gehen, meinst du nicht?" Jess quatschte noch weiter, aber Lea hörte ihr gar nicht mehr zu. Ihre Gedanken verweilten beim Gesicht ihres Angebeteten - und dem Angebeteten der ganzen Klasse. Der Unterricht war ungewöhnlich ruhig abgelaufen. Alle hingen an den Lippen von Herrn Myrix und als er einmal Mara aufgerufen hatte, hatte sie nichts weiter herausgebracht als "wrgs", dabei war sie die Klassenbeste, vor allem in Mathe. Eine Hälfte der Klasse jedoch war nicht sehr begeistert, und das war der männliche Anteil. Allerdings wagten sie es nicht, die unzweifelhafte Autorität des neuen Lehrers anzugreifen.
Lea fiel die Begegnung im Park wieder ein. Er hatte nicht im geringsten durchblicken lassesn, dass er sie kannte. Naja, um genau zu sein kannte er sie ja auch gar nicht.
"Kommt, lasst uns in die Mensa gehen, ich verhunger noch", meinte Mary, die bis jetzt eher still dabeigestanden hatte, aber sie war auch schon seit 3 Monaten mit ihrem Freund Toto zusammen und war damit sehr glücklich. "Wie kannst du jetzt an Essen denken? Okay, ich hab auch Hunger, lass uns gehen" und damit zog Jessica die beiden in Richtung Essen.