Dienstag, 23. Oktober 2012
kap16
Trinial.
Der Name hallte durch ihre Träume, wie in einer riesigen Glocke gefangen, füllte ihren Kopf und verschwand dann zwischen wirren bildern, die sich vermischten und teilten: Alltägliches wie die Gesichter ihrer Freunde, ihre Schule, Lehrer (alle, bis auf einen), Bücher, ihr PC, Facebook. Ungewöhnliches, wie die Blätter eines Herbstbaumes und ein Lampenschirm von innen und unmögliches, wi die Flammen, die um einen menschlichen Körper züngelten und ihn nicht verschlangen oder die Blitze, die nicht länger vom Himmel hinab zuckten, sondern in entgegengesetzter Richtung nach oben fuhren. Nur eines kam nicht vor: Trinials schönes Gesicht und seine seltsame Art. Dabei hätte Lea gern von ihm geträumt. Doch bis auf den Wiederhall seines Namens war nichts von ihm zu finden. Dann verdüsterte sich plötzlich die Atmosphäre ihres Traums. Sie drehte sich unruhig auf die andere Seite. Ihr fröstelte. Weißes, unangenehmes Licht, das einen leichten Stich ins bläuliche hatte, erstrahlte um sie herum, erleuchtete einen unendlichen weißen Raum ohne Anfang oder Ende, vollendet in seiner perfekt glatten Oberfläche. Sie drehte sich im Kreis. Außer ihr befand sich niemand hier.
Dann kommt er plötzlich auf sie zu, die Arme ausgebreitet, das Gesicht beinahe noch schöner als sie es bisher kennt, schärfer Geschnitten und irgendwie noch glatter und bleicher. Seine dunklen Augen liegen tief in ihren Höhlen, die Schatten darunter wirken beinahe tödlich. Er lächelt und entblöst blitzende, strahlend weiße Zähne. In diesem Lächeln liegt keine Freundlichkeit, denn seine Augen werden davon nicht erreicht, doch trotzdem lächelt sie zurück und geht auf ihn zu, lehnt sich in seine ausgebreiteten Arme, an den harten, glatten Körper und wie selbstverständlich zieht er sie an sich, während sie sich langsam umdreht und in die Richtung, in die auch er jetzt sieht sehen will...
Lea fuhr hoch, als ihr Wecker ihr mal wieder ins Ohr schrillte. Obwohl sie hellwach war und im Gegensatz zu ihrem gewöhnlichen Zustand am morgen nicht zu wenig schlaf bekommen hatte, war sie sauer auf das blöde, kreischende Ding auf ihrem Nachttisch. Warum konnte es nicht noch eine Minute warten? Eigentlich war es dämlich, nicht zu wissen, wie ein Traum weiterging - war es nicht das Produkt ihrer eigenen Fantasie, das sich in ihrem Kopf abspielte? - aber trotzdem hatte sie keine Ahnung, was sich da, wo ihr Blick sich hatte hinwenden wollen, befand.