kap 3
Es war zwölf Uhr nachts und James hatte immernochnicht geantwortet. Lea kam das seht komisch vor - wenn er nichts vor hatte, checkte James einmal in der Stunde seine Mails, was also voraussetzte, dass er heute Abend etwas zu tun hatte. Natürlich musste das nicht zwangsläufig etwas mit Ann zu tun haben. Vielleicht bildete sie sich alles nur ein und reagierte völlig über. Haha. Ganz sicher.
Sie öffnete ihr Fenster und ließ die klare, nächtlich kühlen nach-Gewitters-Luft herein. Die Wolken hatten sich verzogen, am Himmel funkelten die Sterne, eine leichte Briese wehte ihr die Haare aus dem Gesicht. Sie spürte, dass ihre Glieder schmerzten. Wenn sie genau darüber nachdachte, war sie heute genau zweimal draußen gewesen, und zwar auf dem Weg zum Auto, und auf dem Weg aus dem Auto in die Schule. Na gut, viermal. Leise knipste sie das Licht aus und öffnete ihre Zimmertür. Ihre Mutter war glücklicherweise bereits zurück und lag im Bett, sie hatte mit Lea geschimpft, weil sie so spät noch auf war und am PC saß (sie hatte sich auf Facebook ihre Zeit mit sinnlosen Dialogen vertrieben), doch nach einer guten halben Stunde Streit war sie so erschöpft gewesen, dass sie es aufgegeben hatte, ihre Tochter kurz umarmt hatte und dann ins Bett gegangen war. Alles war dunkel. Langsam tastete sie sich durch die schwarze diele, darauf bedacht nicht an die herumstehenden Schuhe zu stoßen, schnappte sich ihren Schlüssel aus dem Schlüsselkasten und schlich hinaus, ihre liebsten outdoor-schuhe (die einzigen ohne Absätze) in der Hand. Ganz vorsichtig schloss sie die Tür hinter sich und ging vorsichtshalber noch zwei Treppen hinab, bevor sie das Lich im Hausflur anschaltete und sich die Schuhe über die Füße zog. Sorgfältig band sie die Schnürsenkel zu schönen Schleifen, sicherte sie mit einem Knoten und war dann endlich im freien, auf der von Straßenlaternen nur spärlich beleuchteten Straße.